Tarsorrhaphie ist eine operative Verkleinerung der Lidspalte durch eine temporale Vernähung des Ober- und Unterlides. Diese wird häufig durchgeführt beim sogenannten Lagophthalmus, auch im Volksmund bekannt als „Hasenauge“. Damit es nicht zu nebenwirkungsreichen Operation kommen muss, haben Forscher und Forscherinnen 2014 zur Behandlung statische Magneten untersucht.
Von einem Lagophthalmus sprechen Experten, wenn ein Lidschluss nur unzureichend bzw. aktiv nicht herbeigeführt werden kann. Es handelt sich dabei mehr um ein Symptom als um eine eigenständige Erkrankung. Mit der Zeit kann es zu einer Verbreiterung der Lidspalte kommen oder der paralytische Lagophtalmus kann eine Schädigung der Hornhaut (Expositionskeratopathie) verursachen.
Aktuelle Therapien wie eine Operation weisen häufig Schwierigkeiten auf, da es sich um eine technisch schwierige Operation handelt. Weitere Komplikationen können sein, eine Extrusion, Migration, allergische Reaktionen oder anatomische Störungen.
Studienablauf zu statischen Magneten bei Lagophthalmus
Ziel der
Studie und Wissenschaftler war es, eine neue Methode zum Schließen der Augenlider mithilfe von statischen Magneten zu ermitteln. Die experimentelle Studie wurde vom institutionellen Prüfungsausschuss genehmigt. Für sie wurden eigens Lidmodelle und Magnetsysteme erstellt.
Um die notwendige Magnetstärke ermitteln zu können, wurde ein Modell des Augenlids und des Augapfels konstruiert. Zudem ließen die Forscher Neodym-Magnete in sogenannte Silikon-Formträger gießen. Jeweils am oberen und unteren Augenlid wurde ein Magnet angebracht. Außerdem wurde ein Magnet am oberen Augenlid und ein weiterer an der Brille befestigt. Zu den ausgewerteten Parametern gehörten die Position der Augenlider und letztlich der Erfolg des Augenlidschlusses bei gesunden erwachsenen Freiwilligen.
Ergebnisse statischer Magneten bei Lagophthalmus
Die zum Erzeugen der durchschnittlichen Augenlidöffnungskraft erforderliche Magnetkraft wurde anhand des Augenlidmodells als äquivalent zu vier Magneten berechnet. Das am oberen und unteren Augenlid angebrachte Magnetsystem führte bei fünf von fünf normalen Kontrollpersonen zu einem vollständigen Lidschluss, während das am oberen Augenlid und an der Brille befestigte Magnetsystem bei zehn von 13 normalen Kontrollpersonen zu einem vollständigen Lidschluss führte.
Das Ergebnis war, beide Magnetsysteme bzw. beide Methoden statischer Magnetanwendung waren beim Augenlidschluss bei einem Modellauge und bei normalen Kontrollen wirksam. Diese Systeme aus statischen Magneten könnten wie die Wissenschaftler resümierten, eine einfachere, sicherere und weniger invasive Methode zur Behandlung bzw. erfolgreiche Therapie des paralytischen Lagophthalmus darstellen.
Ursachen für Lagophthalmus
Es gibt zahlreichen Lagophthalmus-Ursachen. Dazu gehören z.B.:
- Verletzungen, Operationen, Tumore
- Fehlstellungen des Augenlids (Ektropium)
- eine Lähmung, ohne bekannte Ursache (Idiopathische Fazialisparese)
- Lähmung eines Gesichtsnervs (Periphere Fazialisparese)
- Lähmung aufgrund einer Störung im Gehirn (Zentrale Fazialisparese)
- „Bell“-Lähmung mit plötzlich auftretendem Schwächegefühl im Gesicht aufgrund eines geschwollenen oder eingequetschten Gesichtsnervs
- Vernarbungen mit Verkürzung der Augenlider
- Verstopfte Talgdrüsen (Meibom-Drüsen-Dysfunktion)
- Augenlid-Entzündungen (Blepharitis, Lidrandentzündung)
- Schlaganfall
- Krankhaft hervortretende Augen (Exophthalmus) mit Öffnung der Lidspalte
- Schlafparalyse mit geöffneten Augen und Lähmungen am Körper
- Wachkoma (apallisches Syndrom) mit massiven neurologischen Schäden
- Autoimmunerkrankungen (z.B. Morbus Basedow, Sjögren-Syndrom)
- Infektionen: Windpocken, Mumps, Polio, Lyme-Borreliose, Diphtherie, Botulismus, Lepra-Befall Otitis (äußerlich, Mittelohrentzündung), Mastoiditis, Viral (Herpes simplex, Herpes Zoster, Influenza, Coxsackievirus, Polio, Mumps, Mononukleose)
Bakterien (Tuberkulose, Syphilis, Lepra, Katzenkratzkrankheit, Lyme-Borreliose, Botulismus), Pilz (Mukormykose), Immungeschwächt (AIDS)
- Trauma: Gesichtsverletzungen, Geburtstrauma, Frakturen der Schädelbasis, Schläfenbeinfraktur
- Stoffwechsel: Diabetes Mellitus, Hypertonie, Vitamin-A-Mangel, Hyperthyreose
- weitere
Folgeprobleme des Lagophthalmus
Offene Augen durch einen unvollständigen Lidschluss führen dazu, dass die Augen nicht mehr ausreichend mit Tränenflüssigkeit befeuchtet werden können. Dadurch kommt es zu einer Unterversorgung der Hornhaut (Cornea). Mit der Zeit trocknen die Augen aus, vor allem zu einer Austrocknung der Hornhaut und Bindehäute (Xerophthalmie).
Symptome bei Lagophthalmus
Wie erkennen Betroffene, dass sie mit offenen Augen schlafen? Es gibt einige Anzeichen, die darauf hindeuten, dass mit offenen Augen geschlafen wurde:
- morgens trockene Augen
- stark gerötete Augen
- gereizte Augen
- Gefühl vom Störfaktor im Auge, z. B. wie ein Sandkorn-Gefühlt, welches kratzt.
- nach dem Wachwerden, Verschwommen sehen
- Lichtempfindlichkeit, sich unausgeschlafen, schlapp und müde fühlen
Weitere Lagophthalmus-Symptomen sind:
- Trockenheits- und Fremdkörpergefühl in den Augen
- „Bell“-Phänomen (eine Drehung des Augapfels nach oben in Richtung Schläfe)
- Fehlender Lidschlag schränkt den Abfluss der Tränenflüssigkeit ein
- Tränenträufeln (Epiphora) mit Auslaufen von Tränenflüssigkeit über die Lidränder
- Positives Wimpernzeichen (Betroffenen können ihre Wimpern sehen)
Lagophthalmus-Behandlung – die richtige Therapie
Ein nächtlicher Lagophthalmus bedarf in der Regel einer medizinischen Behandlung. Erfolgt bei einem Lagophthalmus keine ärztliche Behandlung, können ernsthafte Beschwerden und Folgeerkrankungen entstehen. Folgen und Komplikationen sind:
- Verlust des Sehvermögens
- Wiederkehrende, häufige Infektionen der Augen
- Chronische Entzündungen, chronische Blepharitis
- Hornhautentzündung (Keratitis)
- Schädigung der Hornhaut
- Geschwüre der Hornhaut
- trockenes Auge (Xerophthalmie, Sicca-Syndrom)
- Verletzung der äußeren Schicht des Auges
- Schlafstörungen (Insomnien) mit Tagesmüdigkeit und reduzierter Konzentrations- und Leistungsfähigkeit
Augenerkrankungen können die ersten Vorboten einer ernsthaften Erkrankung sein. Die erste Anlaufstelle zur Abklärung der Beschwerden sollte deshalb eine Augenarztpraxis sein. Selbstheilung ist nicht möglich, da es sich bei einem fehlenden Lidschluss oftmals nicht um eine vorübergehende Beschwerde handelt.
Therapiemöglichkeiten bestehen in der Anwendung von statischen Magnetfeldern, in der Applikation künstlicher Tränenflüssigkeit oder Anwendung von Salbenpräparaten. Lidfehlstellungen können auch operativ korrigiert werden, wobei es hier häufig Komplikationen gibt oder Folgeschäden.
Weitere Informationen zu statischen Magneten (Permanentmagneten) oder Kleinschen Feldern: