Diabetische Neuropathie ist eine Erkrankung des peripheren Nervensystems infolge eines Diabetes mellitus. Durch permanent erhöhte Blutzuckerwerte werden periphere Nerven geschädigt und verlieren ihre Funktion. Oft kommt es
zu schwerwiegenden Symptomen.
Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel verursacht eine Durchblutungsstörung kleinster, die Nerven umgebender Blutgefäße, sowie eine Fettstoffwechselstörung. Zusätzlich gehen die Zuckermoleküle für das Nervensystem schädigende (neurotoxische) Verbindungen mit Eiweißen ein. Hierdurch werden Nervenzellen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Mit der Zeit verlieren sie ihre Funktion und sterben ab.
Der genaue Entstehungsmechanismus der diabetischen Neuropathie (DPN=diabetische periphere Neuropathie) ist noch nicht geklärt. Vermutet wird ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren, die die Entstehung der diabetischen Neuropathie begünstigen. Doch wie lässt sich die Neuropathie behandeln? Worauf dürfen Patienten künftig hoffen?
Diabetische Neuropathie behandeln mit statischen Permanent-Magneten?
Laut veröffentlichter
Studie aus Sommer 2023 hat sich die stromlose statische Magnetfeldtherapie (SMF) bei der Behandlung neurologischer Erkrankungen wie die diabetische Neuropathie als vielversprechend in der Neuropathie-Therapie erwiesen. Das zeigen die Ergebnisse vor allem im Hinblick für:
- eine verbesserte Lebensqualität von Neuropathie-Erkrankten und
- der signifikanten Reduktion der Schmerzen.
Unterstützt wurde die Forschung durch ein Stipendium der iranischen Gonabad University of Medical Sciences. Das Forscherteam hat von April bis Oktober 2021 Untersuchungen in
einer doppelblind-randomisierten placebo-kontrollierten Studie durchgeführt. Dabei wurden die Auswirkungen der statischen Magnetfeldtherapie (=SMF-Therapie) auf die symptomatische diabetische Neuropathie und die Lebensqualität (QoL) bei Patienten mit Typ-2-Diabetes untersucht.
Neuropathie-Studienergebnisse mit statischer Magnetfeldtherapie
Insgesamt nahmen 64 Patienten mit diabetischer Neuropathie (darunter 20 Männer, 44 Frauen) an der Studie teil. Die Probanden wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe wurde der Magnetgruppe zugeordnet, welche 12 Wochen lang magnetische Fußfesseln (mit 155 mT) trug. Die zweite sogenannte Scheingruppe verwendete für den gleichen Zeitraum nicht-magnetische Fußfesseln. Beide Gruppen enthielten ähnliche Merkmale wie Alter, Geschlecht und Krankengeschichte. Das Durchschnittsalter der Patienten betrug etwa 60 Jahre. Darüber hinaus waren beinahe 69 Prozent der Patienten Frauen. Zudem wurde festgestellt, dass zirka 53 Prozent der Patienten Medikamente gegen diabetische Neuropathie eingenommen haben.
Zur Beurteilung von Neuropathie-Symptomen und Schmerzen wurden für die klinische Studie der Neuropathie-Symptom-Score (NSS), der Neuropathic Disability Score (NDS=bewertet die neuropathische Behinderung) und die visuelle Analogskala (VAS=bewertet u.a. subjektive Bewertung von Symptomen durch Patienten) verwendet. Daneben wurde außerdem mit dem Tool Neuropathie-spezifischer Lebensqualitätsfragebogen (Neuro-QoL) gearbeitet, um jeweils die Lebensqualität der Patienten zu messen.
Studienergebnisse statischer Magneten bei diabetischer Neuropathie
Festgestellt wurde, dass es vor der Behandlung keine signifikanten Unterschiede zwischen der Magnet- und der Scheingruppe hinsichtlich der NSS-Scores (P = 0,50), NDS-Scores (P = 0,74), VAS-Scores (P = 0,17) und Neuro-QoL-Scores (P = 0,82) gab.
Jedoch zeigte die statische Magnetfeld-Expositionsgruppe nach 12-wöchiger Behandlung eine signifikante Verringerung der NSS-Scores mit den Werten (P < 0,001), NDS-Scores (P < 0,001), VAS-Scores (P < 0,001) und Neuro-QoL-Scores (P < 0,001) im Vergleich zum Ausgangswert. Die Veränderungen in der Scheingruppe hingegen waren nicht bedeutsam.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die statischen Magnetfelder in den Fußfesseln "Neuropathiedefizite" (wie etwa nachlassendes Berührungs-, Druck- oder Schmerzempfinden) bei Teilnehmern mit unterschiedlichen Schweregraden (einschließlich Teilnehmern mit mittelschweren, schweren "Neuropathiedefiziten") wirksam reduzierte.
Die Bewertung dieser Neuropathiedefizite erfolgte durch NDS. Das Fehlen eines signifikanten Unterschieds in der Gruppe mit Scheingeräten lässt darauf schließen, dass beobachtete Verbesserungen in der Gruppe mit magnetischen Geräten wahrscheinlich nicht auf Placeboeffekte oder eine natürliche Erholung zurückzuführen sind. Zur Erklärung: Aus Berührungs-, Druck- oder Schmerzempfinden können als Folge neuropathische Fußulzera (offene Wunde am Fuß) sowie potenziell lebensbedrohliche Fußkomplikationen und Amputationen entstehen, insbesondere wenn nicht rechtzeitig die Neuropathie behandelt wird.
Weniger Symptome und mehr Lebensqualität
Zu Studienbeginn gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen der Magnet- und der Scheingerätegruppe. Allerdings wurden vom Ausgangswert bis zur 12. Woche für beide Gruppen signifikante Rückgänge der Durchschnittswerte beobachtet. Interessant ist auch: Die Teilnehmer der Scheingruppe im Gegensatz zur Magnetgruppe wiesen höhere Werte auf in der Neuro-QoL auf und damit eine geringere Lebensqualität. Die Ergebnisse der Studie zeigen zudem, dass es in der Gruppe mit magnetischen Geräten signifikante Unterschiede in den Mittelwerten von NSS und VAS gab, während in der Gruppe mit Scheingeräten keine signifikanten Unterschiede beobachtet wurden.
Die Autoren schlussfolgern nach vorhandener Datenlage, dass die statische Magnetfeldtherapie einfach anzuwenden und als „drogenfreie Methode“ zur Reduzierung der diabetischen Neuropathie-Symptomen geeignet sei, sogar bei schweren Neuropathie-Symptomen. Auch sieht das Forschungsteam eine Verbesserung der Lebensqualität bei Typ-2-Diabetikern und empfehlen daher die statische Magnetfeldtherapie.
Nebenwirkungen der Magnetfeldtherapie
Während der Studie berichtete eine Patientin aus der Gruppe mit magnetischen Geräten, dass sie verstärkte Fußschmerzen verspürte, wenn sie zwei Tage lang eine Fußfessel trug. Mit der Zeit ließen ihre Schmerzen jedoch nach und die Probandin konnte die Magnetfeldtherapie „Fußfessel“ ohne weitere Probleme weiterverwenden.
In der Gruppe mit Scheingeräten berichteten zwei Patienten (beide Männer) über ein Erythem (=Hautrötung) an der Stelle aufgrund einer Lederallergie. Es wurden keine Studienabbrüche aufgrund unerwünschter Ereignisse registriert. Insgesamt deuten die wenigen unerwünschten Ereignisse in der Studie darauf hin, dass die statischen Magnetfußfesseln und Scheinfußfesseln von den Teilnehmern gut vertragen wurden. Die gemeldeten unerwünschten Ereignisse waren im Allgemeinen mild und führten nicht zu schwerwiegenden Komplikationen oder Studienabbrüchen.
Mehr Informationen zu Studien und permanenten Magnetfeldern sowie Kleinschen Feldern findest du hier.